Viele der Familien in Österreich sprechen eine der Migrantensprachen, sehr oft spielt auch Deutsch eine wichtige Rolle in der Kommunikation der Familienmitglieder. Manchmal werden auch mehrere Immigrantensprachen gebraucht. Zwischen den Sprachen wird öfters mit dem sog. „Codeswitching“ gewechselt. Die Sprache der Bildung und die offizielle Sprache sind jedoch Deutsch, die Mehrheit der in den Familien verwendeten Sprachen gilt in der Schule nicht. Auch in den anderen Bereichen des Lebens fällt das Können vom Deutsch ins Gewicht.
Die Immigrantensprachen werden dennoch bis in die dritte Generation gesprochen. Was ist die Bedeutung dieser Sprachen für die Menschen, die diese Sprachen sprechen? Bis zu wievielter Generation sollten eigentlich Immigrantensprachen gesprochen werden? Ist es wichtig für die Identitätsentwicklung der Kinder, dass sie die Immigrantensprachen gut sprechen? Kann man Deutsch auch als eine Familiensprache und eigene Sprache der Immigrant:innen annehmen? Diese und ähnliche Fragen beschäftigen die in Österreich lebenden Familien mit Migrationshintergrund.
Öfters haben diese Familien eine im Übergang befindliche Existenz zwischen zwei (manchmal noch mehr) Kulturen oder Sprachen, deren Modus sie selbst bestimmen, und erfahren somit eine eigene Transkulturalität oder Translinguistizität. Allerdings die etablierten Glauben und Gepflegtheiten im privaten wie im öffentlichen Bereich bewirken, dass sie ihre eigene Wirklichkeit ‚seltsam‘, ‚fremd‘ empfinden. Im Besonderen im Sprachgebrauch oder in dieser transitionalen Sprache, die sie schufen.
İnci Dirim, wird in dieser Veranstaltung über die „(Ab-)Normalität“ dieser Transitionalität, über deren mögliche Horizonte sprechen.
İnci Dirim, geb. 1965, aufgewachsen in einem türkisch-deutsch zweisprachigen Elternhaus in Ankara, Studium der Linguistik und Germanistik, Deutschlehrerin und Übersetzerin, 1982 Studienabschluss in Ankara, dann Übersiedlung nach Deutschland, Promotion, außeruniversitäre Berufstätigkeit und wissenschaftliche Arbeit in Bremen, Hamburg und Freiburg. Ab April 2004 war sie Juniorprofessorin für Schulpädagogik an der Universität Hannover, ab 2007 hatte sie an der Universität Hamburg eine Professur inne. Dirim arbeitet seit 2010 als Institutsvorständin und Professorin für Deutsch als Zweitsprache an der Universität Wien. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen auf Deutsch als Zweitsprache, mehrsprachigen Schulmodellen und pädagogische Konzepten.
Eintritt ist kostenlos. Die Kommunikationssprache ist Deutsch. Die Veranstaltung ist ein Teil des Programms Auswege aus der Monokulturalität:
https://neuerwienerdiwan.com/auswege-aus-der…/
Datum: 18.04.2023, 18:30 Uhr
Ort: Franz-König-Saal (HS 6), Universitätsring 1, 1010