Das Buch Weiße Sklav:innen des Forschers Elbruz Aksoy erzählt die Geschichte der Versklavung der Kaukasusvölker, insbesondere der Tscherkessen. Es ist die Geschichte von Frauen und Männern, die an das Osmanische Reich verkauft und von dort weiter auch in andere Teile der Welt als Sklav:innen geschickt wurden.
Das Buch ist das Ergebnis von Aksoys fast dreißigjähriger Arbeit und vor allem ein großer Versuch der Vergangenheitsbewältigung. Bewältigung einer bislang als Tabu gehaltenen Vergangenheit oder der Tatsache der weißen Sklav:innen, der Tradition der Sklaverei im Nahen Osten. In welchem sozial-klassenspezifischen Netzwerk entstand und institutionalisierte sich die Sklaverei? Mit welchem Narrativ wurde sie gerechtfertigt? Das Tabu zeigt sich besonders in der Tatsache, dass oft die Erben der damaligen Sklav:innen heute nationalistische Teile der türkischen Gesellschaft bilden.
Forscher Aksoy wird einen Vortrag über diese geheimgehaltene Geschichte halten: Wie sich die Sklaverei im Russischen Reich, im Osmanischen Reich und nach dem Kaukasuskrieg und dem Genozid an den Tscherkessen 1864 entwickelte, wie sich Menschen nach der großen Hungersnot sogar selbst als Sklaven anboten, wie die Sklaverei dann im 20. Jahrhundert langsam zu Ende ging, welche Spuren sie hinterließ, wie sie erinnert und gerne vergessen wird.
Elbruz Aksoy, Absolvent der Politologie und internationaler Beziehungen auf der Marmara Universität. Er forscht über die osmanische Gesellschaft des 19. Jahrhunderts, über Sklaverei und Odalisken, die Minderheiten, die Politik der jungen Republik und den Kaukasus. Er bereist den Nahen Osten und forscht im Bereich der Oral History über die Anderen, über Gedächtnisorte, Erinnerung und Bewältigung. Im Jahr 2018 erschien von ihm Mein Name ist 1864 und im Jahr 2022 Weiße Sklav:innen.
*Die Sprache des Vortrags ist Türkisch. Die Rede wird simultan ins Deutsche übersetzt. Der Eintritt ist frei!
Datum: 25.10.2024, 19:30 Uhr
Ort: Kulturzentrum im Amerlinghaus, Stiftgasse 8, 1070 Wien