Wo soll man beginnen, wie soll man Gerhard Rühm beschreiben? Mitbegründer der legendären Wiener Gruppe und somit einer Literaturtradition der Stunde null nach dem Krieg, Poet, Prosaist, Essayist, Komponist, bildender Künstler, Filmemacher; Avantgarde, Neoavantgarde, Vertreter der Auditiven und Visuellen Poesie, der konkreten Poesie, der Visuellen Musik und intermedialen Arbeit, ein grenzenüberschreitender Künstler… Wie ist es möglich, dem gesamte Œuvre seines Schaffens Rechnung zu tragen?
Es ist nicht möglich. Dennoch ist eine von Gerhard Rühm selbst ausgewählte Sammlung von 33 Gedichten nun auf Türkisch und Deutsch in der Reihe „Österreich Bibliothek“ des Verlages Turkuaz mit dem Titel saat on ikide yaz olur (um zwölf uhr ist es sommer) erschienen. Gerhard Rühm und der Herausgeber und Übersetzer der Gedichte E. Alzan werden am 20. Oktober 2020 um 19 Uhr diese Gedichte auf Deutsch und Türkisch vorlesen und diskutieren.
Gerhard Rühm wurde 1930 in Wien geboren, studierte Klavier und Komposition u.a. bei Josef Matthias Hauer, war Mitbegründer der „Wiener Gruppe” mit Friedrich Achleitner, H.C. Artmann, Konrad Bayer und Oswald Wiener, deren radikale Sprachexperimente zu den wichtigsten literarischen Entwicklungen der Zeit nach 1945 zählen. Rühm lehrte zwischen 1972–1996 als Professor an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste in Hamburg und war zwischen 1978-1982 Präsident der Grazer Autorinnen Versammlung. Die Gesammelten Werke erscheinen zuerst im Parthas Verlag, dann ab dem 5. Band im Matthes & Seitz Verlag. Rühm wurde 1991 mit dem Großen Österreichischen Staatspreis für Literatur ausgezeichnet. Er ist Mitglied des Österreichischen Kunstsenats. Gerhard Rühm lebt in Köln und Wien.
Gemeinsame Veranstaltung von Neuer Wiener Diwan und Hauptbücherei. Die Kommunikationssprache ist Deutsch und Türkisch; Eintritt ist kostenfrei!
Datum: 20 October 2020, 19:00
Ort: Hauptbücherei, Urban-Loritz-Platz 2A, 1070 Wien