Literatur

Die Denkschrift in der Leibnizgasse mit Peter Waterhouse

Die Schriftsteller gehen auf die Spurensuche. Meistens tun sie dies in der Sprache. Allerdings bleibt das Gedächtnis der Sprache nicht auf die Sprache beschränkt, es trägt uns auch aus uns heraus. Dies hilft uns aber auch dabei, uns wiederzufinden. So weitet Peter Waterhouse seine archäologischen Ausgrabungen jenseits der Sprache auch in den Raum hinaus aus. Er geht auf die Spurensuche, klopft Putz ab, besichtigt, liest und liest den Sinn hinein. All dies zeigen das Denken und die Literatur von Waterhouse.

Es geht um das Lesen der Stadt wie ein Buch. Das Lesen der Stadt, manchen Spuren und Zeichen folgend, ist zugleich auch deren Schreiben. Wir wollen Waterhouse dabei begleiten, zusammen mit ihm in der Leibnizgasse auf Spurensuche gehen, an einem Haus in dieser Gasse, an einer Tafel auf der Hausfassade, an einem Zeichen auf diesem Tafel, und wir wollen an einem Café, das diese Tafel neu interpretiert, vorbeigehen.

Der geheimnisvolle Text zu dieser Einladung stammt von Waterhouse:

„An einer der Hausfassaden der Leibnizgasse in Wien ist eine große Gedenktafel angebracht, zweimal sogar (doch nur eine ist zu sehen). Sie lädt ein, zu gedenken. Doch ein Etwas auf der Tafel macht es möglich, zu denken – eines der allerkleinsten Zeichen von Wien. Das unmerkliche Zeichen auf dieser Tafel in der Nähe des Café Leibniz hält den Betrachter und Leser der vielen anderen Zeichen nicht fest, zeigt sich fast nicht. Es sagt nicht, was und worüber gedacht werden soll. Dieses fast unsichtbare, fast unlesbare Etwas, es macht aus der Gedenkschrift eine Denkschrift.“

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